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SWR: "Man muss wohl ein bisschen positiv bekloppt sein" - Die Blaubären aus Flacht in der Bundesliga

SWR: "Man muss wohl ein bisschen positiv bekloppt sein" - Die Blaubären aus Flacht in der Bundesliga

Kleiner Ort, große Ziele - der TSV Flacht spielt jetzt Bundesliga. Mit Mut, Leidenschaft und viel Ehrenamt startet der Dorfverein ins größte Abenteuer seiner Vereinsgeschichte.

Vom Dorfverein zum Bundesligisten

Zwischen Fachwerk und Feldern liegt Flacht, ein Ortsteil der Gemeinde Weissach zwischen Leonberg und Stuttgart. Wer hier Volleyball spielt, tut das aus Leidenschaft und bis vor einigen Jahren wohl kaum mit dem Gedanken, eines Tages Bundesliga zu spielen. Doch genau das ist passiert: Die "Blaubären" vom TSV Flacht sind in die höchste deutsche Spielklasse aufgestiegen.

"Das war immer unser großer Traum - hochklassiger Volleyball hier im eigenen Verein", sagt Manager Michael Kaiser. Dass es nun so weit ist, kann selbst er kaum glauben: "Das ging alles unglaublich schnell. Aber es erfüllt uns natürlich mit Riesenstolz."

Ein Dorf, das spinnt - im besten Sinne

Vor drei Jahren noch dritte Liga, heute Bundesliga. Möglich wurde das durch viel Idealismus, Fleiß - und eine Prise "positive Beklopptheit", wie Kaiser es nennt. "Mut gehört da sehr, sehr viel dazu. Man muss schon ein bisschen verrückt sein, um sowas durchzuziehen."

Denn professionell ist abgesehen von der Leistung bisher eher wenig. Das meiste läuft noch auf freiwilliger Basis - von der Organisation bis zur Betreuung. "Momentan sind wir komplett ehrenamtlich, außer Mannschaft und Trainer", erklärt Kaiser. "Aber das wird nicht so bleiben. Wenn sich das hier weiterentwickelt, müssen wir Stück für Stück Richtung Hauptamtlichkeit gehen. Sonst ist das auf Dauer nicht zu stemmen."

Trainer mit Erfahrung, Team mit Hunger

Für diesen nächsten Schritt holte sich Flacht einen Profi: Manuel Hartmann. Der ehemalige Cheftrainer der deutschen Jugendnationalmannschaften soll mit seiner Erfahrung Struktur und Ruhe bringen und das junge Team an die Bundesliga heranführen.

"Ich habe das Gefühl, dass hier alle realistisch sind", sagt Hartmann. "Niemand erwartet, dass wir sofort im Mittelfeld mitspielen. Es geht erstmal darum, anzukommen."

Die Mannschaft besteht überwiegend aus jungen Spielerinnen aus der Region. Viele studieren oder arbeiten nebenbei. Außenangreiferin Hanna Kögler sagt: "Als Aufsteiger können wir da frische Energie reinbringen, einfach mal ein bisschen was anderes." Ihre Teamkollegin Franka van der Veer ergänzt: "Man darf uns nicht unterschätzen. Wir haben unsere Qualitäten und unsere Ziele."

Nachwuchs statt Einkaufstour

Der TSV Flacht setzt weiter auf eigene Talente: "Unser Ziel ist es, jedes Jahr ein bis zwei junge Spielerinnen zu entwickeln, die dann den Sprung schaffen", sagt Manager Kaiser. Fast alle im Kader stammen aus der Region

Das liegt auch daran, dass die Bundesliga Herausforderungen mit sich bringt, besonders finanziell. Selbst Traditionsklubs wie Potsdam kämpfen ums Überleben. "Das ist schlimm, aber zeigt, wie hart das Geschäft ist", sagt Kaiser. "Auch wir müssen um jeden Euro kämpfen." Flacht sucht deshalb den Austausch mit Vereinen wie dem MTV Stuttgart, um Strukturen zu schaffen, von Athletik über Physio bis zur Organisation. Ohne professionelle Unterstützung geht es auf Dauer nicht.

Die Bärenhohle lebt

Emotional ist Flacht schon erstligareif. Die "Bärenhöhle", die heimische Halle, war zuletzt beim Pokalspiel gegen Stuttgart ein Hexenkessel. Nun wartet das Wiedersehen gegen den Lokalrivalen in der Liga. "Eine riesige Herausforderung", sagt Außenangreiferin Lea Finger. Zwei Jahre ohne Absteiger geben den Blaubären allerdings Zeit, sich zu etablieren. Vielleicht sogar längerfristig in der ersten Liga. Zum Auftakt geht es gegen den Letztplatzierten der Vorsaison. Bei Schwarz-weiß Erfurt will der TSV den ersten Sieg holen.

Quelle: https://www.swr.de/

Stand
Autor: Leon Doumen
Das Interview führte: Kersten Eichhorn

Dieses Thema im Programm:
Samstag, 11.10.2025 19:30 Uhr,SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW