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„Wir haben in der Physis noch Nachholbedarf“

„Wir haben in der Physis noch Nachholbedarf“

Die Binder Blaubären des TSV Flacht starten in Erfurt in die Bundesliga – auch für Trainer Manuel Hartmann ist die Situation neu.

Leonberger Kreiszeitung vom 10.10.25 | Jürgen Kemmner

Am Samstag (18.30 Uhr) beginnt für die Binder Blaubären des TSV Flacht die neue Zeitrechnung: Der Aufsteiger feiert Bundesliga-Premiere im Spiel bei Schwarz-Weiß Erfurt. Der neue Cheftrainer Manuel Hartmann sieht sein Team gut gerüstet, erkennt aber noch Verbesserungspotenzial.

Herr Hartmann, haben Sie sich in der schwäbischen Provinz gut eingelebt?
Sehr gut, ich komme ja ursprünglich aus der schwäbischen Provinz, war vor 15 Jahren Trainer des MTV Stuttgart in der zweiten Liga – ich bin in Rutesheim gut untergebracht.

Sie lebten zuletzt viele Jahre in Berlin, das ist anders als Rutesheim.
(Lacht.) Das ist wahr. Dort war ich fast nur mit der U-Bahn unterwegs, es wird deutlich, dass man hier aufs Auto angewiesen ist.

Ist der Chef-Pilot des Blaubären-Jets „ready for take-off“ in der Bundesliga?
Mein Gefühl sagt mir, dass wir geschafft haben, was wir uns vorgenommen hatten. Zuletzt hatte Priorität, dass wir Lizzy (Neuzugang Elizabeth Lobzhanidze, d. Red.), die erst letzte Woche aus Tiflis gekommen ist, schnell integrieren – es ist wichtig, in Erfurt eine gute Abstimmung zu haben. Es wird interessant zu sehen, was wir können im Vergleich mit Erfurt. Es ist in der Vorbereitung schwer einzuschätzen, wo man genau steht.

Ist es von Vorteil, dass es nicht gleich gegen ein Topteam der Liga geht?
Schwierig. Einerseits könnte man sagen, es wäre besser gewesen, mehr Eingewöhnungszeit zu haben, bis es gegen ein Team geht, das man potenziell auf ähnlichem Niveau sieht. Andererseits könnte man vermuten, dass Teams wie Allianz MTV Stuttgart oder der Dresdner SC jüngeren Spielerinnen gegen uns eine Chance geben, um Kräfte zu sparen. Dann könnte es nicht so deutlich werden, als wenn diese Teams in Bestbesetzung gegen uns antreten.

Was dürfen wir von den Blaubären in der Bundesliga erwarten?
Grundsätzlich kann ich mir schon vorstellen, dass man die stärker eingeschätzten Teams ärgern kann – aber ich denke, wir werden drauf angewiesen sein, dass ein Team aus dem Mittelfeld gegen uns einen schlechteren Tag erwischt. Wenn wir dann einen guten Tag hinbekommen, können wir schon die Gunst der Stunde nutzen.

Worauf kommt es dann an?
Die anderen Mannschaften haben eine klare Starting-Six mit Spielerinnen, die zu gut 90 Prozent der Zeit auf dem Feld stehen. Wir sind dagegen relativ ausgeglichen – wenn eine Spielerin nicht so ganz in Form ist, können wir eine bringen, die sehr nah dran ist an deren Leistungsniveau. Aber man muss auch bedenken, dass in unserem Team alle einer Beschäftigung nachgehen oder studieren.

Wo sehen Sie noch Nachholbedarf?
Ganz klar in der Physis. Wenn Frauke Neuhaus auf den Ball schlägt, ist das schon der Hammer – danach kommt aber eine Lücke. In der Schlaghärte haben wir Rückstand. Im Athletiktraining müssen wir noch eine Lösung finden, entweder direkt in der Halle oder in einer Kooperation mit einem Fitnessstudio. Schön wäre es beim TSV Flacht auch, wenn wir bei den Hallenzeiten mehr Möglichkeiten hätten und wir bei den Trainingszeiten etwas flexibler wären.

Der Druck ist zumindest nicht so groß, weil das Team nicht absteigen kann.
Im Nachwuchs nimmt so etwas langfristig die Motivation, in unserer Situation sehe ich das positiv. In Jahr eins können wir Ziele wie Entwicklung und Stabilität verfolgen – aber in Jahr zwei sollten wir schon die Konkurrenz annehmen und uns nicht darauf ausruhen, dass wir drei Jahre nicht absteigen können.

Für Sie ist es die erste Saison als Chefcoach eines Frauen-Teams, nachdem Sie lange Nachwuchs-Bundestrainer waren.
Ich hatte in Aachen eine Rückrunde als Trainer, nachdem der Trainer gehen musste. Ich habe das Nachwuchsteam VCO Berlin sechs Jahre betreut, ein Jahr davon in der Bundesliga – die Mädchen waren zwischen 16 und 18. Aber die Situation mit Teamzusammenstellung und Vorbereitung eines Teams mit Frauen von 18 bis über 30 ist für mich neu.

Das Gespräch führte Jürgen Kemmner